Der Stehbrunzer.
Funde von Neandertalergebeinen belegen, es gab so etwas wie einen „Stehbrunzer“. Ausgrabungen seiner Siedlungsräume machen ersichtlich, er pinkelte an jeden Baum und in alle Ecken, die von urzeitlichen Felskonstellationen gebildet wurden. Reichhaltige Salzlagerstätten hier und im Himalaja zeugen noch heute davon.
Der Habitus des Stehbrunzers war gewissermaßen Imponiergehabe; leicht zu verstehen, gab es doch weder Rolex, Smartphone, Auto noch Versace. Wichtig war, beteuern die mit der Aufklärung dieses Kuriosums befassten Anthropologen, mit möglichst weitem und hohem Strahl männliche Konkurrenz auszubooten und die Gunst vieler Weibchen zu erwirken.
Aber sie übertrieben dieses Gebaren und rotteten sich nach neuerster Hypothese in einer gewaltigen Flut selbst aus. Die Religionswissenschaft rätselt, ob es sich dabei gar um die Sintflut handeln könne.
Manche aber überlebten und mischten sich nachweislich mit dem Erbgut des Homo sapiens. Mehr aber noch ist ihre heutige Existenz evident durch ihr urzeitliches Verhalten. Davon zeugen Bahnhofs-, Flughafen- und Autobahntoiletten ebenso wie öffentliche Pissoirs und private Klos.
Mit aber auch ohne Publikum bahnt sich der neandertalensische Geltungsdrang seinen Weg ins einundzwanzigste Jahrhundert und hinterlässt seine gelblichen färbenden, süß-säuerlich beduftenden Spuren an Wänden, Böden, Klobrillen und WC-Teppichen.
Nie käme der Stehbrunzer auf den Gedanken, sich zum Entleeren seiner Blase hinzusetzen, um etwa Kollateralschäden aus Hygienegründen einzudämmen. Dies käme seiner Auffassung nach Freiheitsberaubung, Demütigung, ja Entmannung gleich.
Stolz über das güldene Resultat wird das Drücken des Spülknopfes verweigert, auf dass das lauwarm schäumende Substrat auch die Nachwelt beeindrucke. Triumphierend verlässt er die mit seinem Strahl geheiligte Stätte (ohne sich am Waschbecken auch nur eines Moleküls zu entledigen, das diese magische Essenz auf den Fingern hinterlassen hat) mit dem erbauenden Gefühl, Großes vollbracht zu haben.
Lieber Helmut, aus meiner sehr kurzen militaerzeit eine anektode: „Mit fluegeln von meiner fantasie, schleiche ich heimlich zu dir,
kuesse deine augen ins schlaaf, auf einsamen wachtposten ich stehe gerade,und deinen namen ins purweisse schnee niederschreibe“. So dachten viele finnische soldaten in den zeiten des winterkrieges, als die zukunft sehr unsicher war, ob es noch einen neuen morgen gaebe. Ich habe das frei aus dem finnischen uebersaetzt. Eine mehr romantische weise zu „brunzeln“
Viele gruesse und alles gute.
Hannu
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Lieber Hannu, ihr Finnen seid ganz offensichtlich die romantischsten aller Stehbrunzer!
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bedanke mich recht haerzlich fuer dein kommentar, ob Cristina in deiner meinung ist, ist mehr als fraglich.Alles gute und viele gruesse. Hannu
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