Kategorie: Staffel 2020
Der Nasenfüßler.

Der Nasenfüßler, eine Spezies aus der Familie der Narisopoden, zeichnet sich durch sein ausgeprägtes Riechorgan und seine kräftigen zwei Beine aus, auf Letzteren er sich aufrecht bewegt. Seine übrigen Sinne – Sehen, Hören, Schmecken, Tasten – sind weniger entwickelt, aber vorhanden.
Die Nase ist nicht nur überragend, sondern auch markant, bisweilen elegant. Sie leitet ihn zur Nahrung und durch die Welt. Sein Habitat war ursprünglich alpinoid, heute ist er Kulturfolger und findet sich vorwiegend im menschlichen Siedlungsbereich. Ausgewachsene Nasenfüßler ernähren sich ausschließlich von Düften, die sie geräuschvoll aufsaugen.
Sein Hirn sitzt in der Nase. Da seine Vorstellung vom Sein im Gegensatz zu der des Menschen nicht von optischen Eindrücken bestimmt wird, sondern vom olfaktorischen Sinn, unterscheidet sich die Wahrnehmung des Nasenfüßlers grundsätzlich von uns und anderen höheren Lebewesen.
Seine inneren wie äußeren Bilder sind Gerüche. Sein Kosmos ist Aroma und Gestank. Er kann quasi um die Ecke schauen, weil er um die Ecke zu riechen vermag. Zudem erkennt er Regungen anderer Wesen an geringsten Ausdünstungen: Angst, Hinterlist, Brunft, Glück, Gier, Dummheit, Güte, Bigotterie kann er ebenso scharf unterscheiden wie Anbau an Nord- oder Südhang, Rebsorte und Jahrgang eines Weins.
Der Nasenfüßler zeigt sich sowohl tag- wie nachtaktiv und hält selten Winterschlaf. Er paart sich im Frühjahr und wirft meist zwei bis vier Welpen. Es sind die einzigen Säuger, die mit der Nase gestillt werden und deren Jungen mit dem Näschen die Muttermilch trinken.
Der Nasenfüßler steckt seine Nase im Wortsinne in alles, verduftet sich aber dank seiner kräftigen Hinterläufe schneller, als unsereins sehen kann. Die Nasenfüßlerin ist etwas kleiner und dicker als das Männchen, steht ihm aber im Riechen und Fußeln in nichts nach. Kreuzungen mit Menschen sind möglich. Trotz Ähnlichkeit geht man beim Nasenfüßler in Hinblick auf Nasobēm und Rhinogradentia von einer konvergenten Evolution aus.
Wienern wie gedruckt.

Durch einen dieser himmlischen Glücksfälle, die sich ohne eigenes Zutun einstellen, liegt nun eine Auswahl meiner Glossen in gedruckter Form vor. Jubel! Und gleich vorab: Wer eines dieser Machwerke sein Eigen nennen will, handsigniert vom Autor, der sende mir eine formlose E-Mail mit seiner Postadresse!
Einunddreißig von den zwischen 2006 bis 2009 und 2016 bis heute erschienenen Texten sind darin nachzulesen.
Wie kam es dazu? Im Januar ereilte mich eine Anfrage der, wie deren Name schon erahnen lässt, äußerst niveauvollen Literaturreihe „Schundhefte“. Die E-Mail kam von Herausgeber Ulrich Gabriel, mein dereinstiger Musiklehrer, späterer erster Chef, zeitlebens überbordender Spießerschreck und furioser Kunstarbeiter. Natürlich sagte ich sofort zu.
Das Resultat liegt nun gedruckt der Welt zu Füßen. Wer es seinem Auge zuführen möchte, hebe es von dort symbolisch auf und schreibe mir faktisch, wie schon erwähnt, eine kurze Antwort mit dem Geheiß, ein signiertes Exemplar umsonst aber nicht vergebens per Eilboten erhalten zu wollen.

Ich weiß, dass ich nichts Device.

Besserwisser waren wir immer schon. Mit dem Internet ist das schlimmer geworden. Davor begnügten wir uns, mit dem Brustton der Überzeugung Dinge zu behaupten. Heute schaffen wir es, dazu den nur einen Touchscreentouch entfernten Beweis in Sekunden nachzuliefern.