Der unerwünschte Bote.
Optimismus ist erste Bürgerpflicht. Aber sie wird einem Anfang des 21. Jahrhunderts ziemlich vermiest. Okay, um ehrlich zu sein, es war schon öfter so. Schuld daran ist immer der gleiche Kerl. Der unerwünschte Bote. Schon vor der Sintflut war er da, sagte, kauft euch Luftmatratzen. Keiner schenkte ihm Glauben.
Dann verkündete er den Tod von Elis Söhnen Hofni und Pinchas. Wenn du nur schlechte Nachrichten hast, bring besser keine, ließ man ihn wissen. Ein gewissenloser Bote richtet Unheil an, ein zuverlässiger bringt Heilung, Spruch 13,17. Danach reiste er zu Nero, Jesus, Montezuma. Immer das gleiche Dilemma. Dann vor dem Ersten Weltkrieg und vor dem Zweiten. Mahnungen, Zeichen, Pamphlete. Nutzlos. Wie will er das wissen können?
Aber er ist unbeugsam und kommt regelmäßig wieder. Manchmal hat er – Gott sei Dank – unrecht, Kubakrise und Waldsterben haben wir fast schadlos überstanden. Gentechnik, Atomkraft, was weiß der denn schon.
Jetzt ist er wieder da. Sagt, das schaut schlecht aus. Extrem schlecht. Verkauf das Auto, fahr Rad, bete, auch wenn du an nichts als den Profit glaubst. Denn fliehen kann diesmal keiner. Und wieder sind uns seine Prophezeiungen zu pessimistisch.
Dabei könnte der Optimist sonst Grund zur Freude haben. Es fallen Verkehr (3.500 pro Tag), Malaria (1.200 pro Tag) Aids, Ebola und absoluter Armut weltweit immer weniger Menschen zu Opfer, in Europa auch dem Terrorismus (unter 1 pro Tag). Seit 70 Jahren gibt’s keinen Krieg zwischen den großen Nationen.
Aber das interessiert den unerwünschten Boten angesichts der unsäglichen Dimension des Kommenden wenig. Die Pest damals war ein Kinderspiel dagegen, lässt er uns wissen. Denn, so sagt er, der Wirklichkeit ist es scheißegal, woran wir glauben. Die Natur macht, was sie will, mit dem was wir tun oder lassen. Und ihr Wille heißt Naturgesetz. Schaut rauf zur Venus: CO₂-Atmosphäre, 400 Grad Bodentemperatur. Wer das als lebensfreundlich empfindet, der trete weiter aufs Gas und spotte den unerwünschten Boten einen korrupten Lügner.
Frisch gewienert hat wieder einmal ins Schwarze getroffen. Der Tanz auf dem Vulkan geht weiter, koste es was es wolle. Das Leben ist kurz, und die „Nach mir die Sintflut“-Mentalität greift mit Riesenschritten um sich.
Sehr ungute Aussichten.
Gäbe es da nicht dieses kleine Fünkchen Hoffnung, das dem Menschen so eigen ist wie das Atmen.
Und diese stirbt ja bekanntlich zuletzt.
Also dann … auf in die (letzte?) Runde !
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