Die andere Hand

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Während im Norden schon Laub geharkt, bald Schneebälle geworfen werden, meditiert der im Mediterranen Beherbergte noch bei der Pflege der Rasenkante. Wildwüchsiges Elefantengras wird an gedachte Geraden angeglichen. Die dazu benutzte Schere aus gut beworbenem Hause liegt satt in der Hand. In der rechten. Nicht in der linken. Man könnte ebenso versuchen, sie rechtsfüßig zu bedienen, es wäre nicht schwerer als linkshändig.

Rasenkanten zeichnet die schäbige Charaktereigenschaft aus, sich hinzuziehen um das komplette Geviert. Zwei lange Längen, zwei breite Breiten. Immer die rechte Hand. Die Linke daneben gelangweilt Geschäftigkeit vortäuschend, Gleichgewicht haltend, Storzen zupfend, Zapfen entsorgend, Unkraut ausmerzend. Die Rechte am Ermüden. Blasen, Schwielen wittern willkommene Chancen, sich zu verwirklichen.

Bis die Linke das für sie nicht ersonnene Gerät ergreift und linkisch versucht, der Rechten nachzueifern. Mühsam wird Halm um Halm zu Fall gebracht. Doch mit jedem Schnitt zeigt sich mehr Fertigkeit. Was gerade noch staksig schien, wird wenn nicht schwungvoll, so koordinierter und effizienter. Hoffnung keimt, dass die linke Hand in bisher von der rechten beherrschte Gebiete eindringt, gleichberechtigt, gleich effizient, Harmonie schaffend.

Warum diese Präferenz der immer gleichen Hand, meist der Rechten? Würde Beidhändigkeit uns nicht bereichern, flexibler, ja sogar unverletzlicher machen? Millionen Briten beweisen, dass auch mit der linken Hand der Ganghebel bedient werden kann. Millionen von Nichtbriten erbringen den gleichen Beweis umgekehrt mit Blinker und Lichthupe.

Darum lasst uns Gitarrensaiten umspannen, links klampfen, Laubrechen linksrum nehmen, Schnee- und Tennisball links schießen. Ungelenk. Aber hirnfördernd. Und lasst uns den Erfinder der Qwertz-Tastatur hochleben, der, das Verheddern von Buchstaben vermeiden wollend, ungewollt die linke Hand mit Mehrarbeit, Stimuli und dem Überschuss an Rechts-links-Ausgleich ausstattete, den wir sonst so vermissen.

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